Auftritte 2023

Rückblick auf den 25.11.2023

Wenn vom «Froh-Sein-Müssen» die Rede ist, kommen uns natürlich auch die Influenzer/innen in den Sinn, die ja geradezu berufsmässig zum Frohsein verdammt sind. Froh sind sie in erster Linie deshalb, weil sie es müssen. Davon, dass Frohsein eine strenge Pflicht ist, darf allerdings niemand etwas merken, alles muss total easy, locker und frohlockig aussehen. Bald nahen ja schon wieder die frohen «Fetztage» mit «Ohdufröhliche», «Frohsianna» und «Frohschinken», für Influenzer/innen eine äusserst strenge Zeit. Manche Influenzer erkranken da an Influenza, und es dauert lange, bis sie dann influendlich ihren professionellen Frohsinn wieder aufgebaut haben. Dann heisst es ja schon bald wieder frohe Ostern, frohe Pfingsten, frohe Himmelfahrt und «Frohnleichnam». In schnellem Takt folgen dann anstrengende Influenzerferien in Frohdos oder in Mexifroh. Vielleicht möchte so eine gestresste Influenzerin auch lieber mal nur eine «Infuulenzerin» sein und einfach nur mal zuschauen und zuhören, was andere machen. Zum Beispiel mein Konzert vom 25. November im Wein-Atelier-Leibacher in Stein am Rhein besuchen und mit entspannter Neugier mitverfolgen, wie sich der Algorithmus «Algo» in seinem On- und Offline-Dasein so durchwurstelt. Wie es einem einfachen Ei im Kühlschrank ergeht, und wer bei Frau Anna Lüthy so laut an der Tür klingelt. Wie es im Reich jenes Despoten zugeht, der eingentlich «scho Xi isch», und wie es dem Joe Hungerbüehler ergeht, der plötzlich keine AHV-Rente mehr erhält. Vielleicht wären Sie – genauso wie jene Influenzerin – durchaus froh, ohne Froheitszwang mal einfach einige verbale und musikalische «Frohsinen» zu picken.

«Verehrtes Zielpublikum meiner musikalischen Reportagen»

Menschen, die «froh sein müssen», fühlen sich auch dann, wenn sie froh sind, in ihrer Frohheit irgendwie doch nicht so ganz zuhause, weil sie ja gar keine andere Wahl haben als froh zu sein. Es ist denn auch verständlich, dass die zum Frohsein Genötigten äusserst verärgert sind gegenüber denjenigen, welche sich trotz Frohheitszwang noch immer frischfröhlich erlauben, unfroh zu sein. Die schiere Existenz von standhaft Unfrohen erschüttert die gehorsamen Frohheitsbürger zutiefst, sodass ihre mühsam aufgebaute Frohheit bald einmal zusammenbricht und sie sich selber höchst unfroh über die Unfrohheit der verbliebenen Unfrohen ärgern. Weil sie nun äusserlich nicht mehr als Anhänger/innen der Froheit erkennbar sind, müssen sie sich ein Smiley-T-Shirt anziehen, damit sie nun trotz verschwundener Froheit als «Eigentlich-immer-noch-Frohe» identifizierbar sind. Das Blöde ist nur, dass die frechen Unfrohen die verbitterten Frohbürger in ihren Smiley-T-Shirts derart lustig finden, dass sie selber, obwohl sie die ganze Frohheit nicht mitmachen wollen, in ein fröhliches Lachen ausbrechen. Die «Smiley-T-Shirt-Frohen» sind nun doppelt verärgert über die vergnügten Unfrohen, weil diese ihr Unfrohsein derart verwirrend zur Schau tragen, dass dieses von Frohheit nicht mehr zu unterscheiden ist.

Angesichts solcher Paradoxien – vor allem aber auch vor dem Hintergrund dessen, was derzeit auf dieser Welt passiert – können wir wirklich froh sein, dass wir im Allgemeinen in unseren Regionen – bis jetzt jedenfalls – (noch) nicht «froh sein müssen».

Das «Frohseinmüssen» kommt allerdings auch im hier bekannten Alltagsleben vor und nimmt zuweilen ganz absonderliche Formen an. Wer nicht davor zurückschreckt, sich auf derartige, durchaus auch bizarre Geschichten einzulassen, dem sei mein Konzert vom Samstag, 25. November 2023 (siehe beiliegenden Flyer) in jeder Hinsicht zum Besuch empfohlen.

Vielleicht können wir uns dort auch in gemeinsamer demutsvoller Vergnügtheit darüber freuen, dass wir einstweilen nicht «froh sein müssen».

Mit herzlichen Grüssen,
Christof Brassel

Rückblick auf den 25.02.2023

«Sache git 's, wo 's gar nid git» Rückblick auf das Konzert vom 25. Februar 2023, 20 h, Musikzentrum Giesserei, Ida-Sträuli-Strasse 73a, 8404 Winterthur

Die Schönheit der Natur zu erleben, die Schönheit von Musik und Kunst wahrzunehmen und die Schönheit des Daseins überhaupt in ihrer ganzen Langsamkeit zu geniessen, ist angesichts des um sich greifenden Tempo- und Effizienzwahns heute bereits zu einer subversiven Provokation geworden. Was aktuell von den Menschen erwartet wird, ist Beschleunigung auf allen Ebenen. Die Videos und sonstigen Inhalte auf Netflix, YouTube, Spotify und anderen Plattformen werden trendgemäss meist schon mit anderthalbfacher oder gar doppelter Geschwindigkeit abgespielt. Bei derart «gespeedeten» Songs erhöht sich denn auch deutlich die Stimme, was dann zu einem offenbar durchaus erwünschten Mickymaus-Effekt führt. Bald können wir im Sinne des Beschleunigungsgebots nicht nur Bücher querlesen, sondern auch Videos querschauen und Audios querhören. Auch das «Querdenken» hat in den letzten Jahren bekanntlich einen grossen Aufschwung genommen. Es dauert wohl nicht mehr lange, da werden es die Big-Data-Konzerne vielen Menschen schmackhaft machen, ihr Leben voll-effizient nur noch «querzuleben».
Falls Sie zu denjenigen Weltbürger/innen gehören, die Wert darauf legen, das Dasein in seinem «unverspeedeten» Originaltempo zu geniessen, werden Sie in meinem Konzert vom 25. Februar 2023 «Sache git 's, wo 's gar nid git» voll auf Ihre Rechnung kommen: Ich werde keinen einzigen Song im Zeitraffer «quersingen» oder im «Mickymaus-Modus» abspulen. Dabei werde ich auf der anderen Seite natürlich auch darauf achten, nicht in ein bekifft-einschläferndes Zeitlupen-Ritardando abzudriften. Gerade bei Dingen im Grenzbereich der Realität, lohnt es sich, in unverzerrter Zeitdynamik genau hinzuschauen und hinzuhören.

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